Parallelvorträge

Parental support in education for children with disabilities in Addis Ababa
Vertr.-Prof. Dr. Margarita Bilgeri, Universität Koblenz-Landau
Moderation: Robel Afeworki Abay

We know that on a global level, and especially in the Global South, children with disabilities face disadvantages in education, starting from their enrolment in a school right to comple- tion of education on different levels (see, e.g., Male & Wodon 2017, WHO 2011). Parents in countries of the Global South experience problems in supporting their children due to illiteracy, lack of knowledge and lack of information (Schiemer 2017). Based on my research on barriers and facilitators regarding education for children with disabilities in Addis Ababa (Schiemer 2017), this paper puts a special emphasis on the parents’ perspectives on the schooling of their children with disabilities. The matters which will be addressed here are related to changes in attitudes towards disability in the context of education and possi- bilities of support. Through the lens of the capability approach I revisit my data and analysis in order to examine how the possibility of education for disabled children can evoke parents’ capabilities and turn them into functionings to support their children. In the conclu- sion, I will identify important conversion factors and parental capabilities to support chil- dren with disabilities in Addis Ababa.

Schulische Inklusion als Prozessierung inferiorer Teilhabe. Befunde einer ethnographischen Studie zur Teilhabe im Unterricht (vermeintlich) inklusiver Schulklassen
Dr. Thorsten Merl, Universität Siegen; Moderation: Prof. Dr. Detlef Pech

Betrachtet man den Unterricht von Schulklassen, die ihrer Selbstauskunft nach inklusiv sind, zeigt sich, dass dort eine spezifische Form der unterrichtlichen Teilhabe prozessiert wird. Sie lässt sich als eine inferiore Teilhabe bezeichnen, weil sie performativ eine dauerhaft ab- weichende und doch zugleich legitime Teilhabe am Unterricht herstellt. Eine zentrale Funk- tion dieser Form der Teilhabe ist es, dass parallel eine unterrichtliche Teilhabe entlang der schulischen Fähigkeitsnormen fortbestehen kann. Mit anderen Worten: Die im Unterricht performativ hergestellte Konstruktion einer legitim abweichenden Teilhabe erlaubt die Auf- rechterhaltung jener etablierten schulischen Fähigkeitsnormen, denen gerade nicht alle Schüler*innen entsprechen. Wie diese Formen der unterrichtlichen Teilhabe praktisch her- gestellt werden und was sie im Hinblick auf normative Ansprüche schulischer Inklusion bedeuten, ist Gegenstand des Beitrags. Dieser greift auf Erkenntnisse einer abgeschlossenen ethnographischen Studie zurück, die nach Differenzkonstruktionen und Teilhabe im Unter- richt fragt und praxistheoretisch sowie poststrukturalistisch fundiert ist (Merl 2019). Teil- habe wird auf dieser theoretischen Basis als performativ hergestellte gemeinsame Teil- nahme an unterrichtlichen Praktiken konzipiert.

Exklusionsrisiken und Inklusionspotenziale im Kontext der Corona-Pandemie.
Einblicke in eine empirische Studie zur Schulkultur an inklusiven Grundschulen

Dr. Marlene Kowalski, Universität Hildesheim; Moderation: Lena Peukert

Die temporäre Schließung der Schulen und die Beschulung aller Kinder zuhause im Zuge der COVID19-Pandemie gingen mit enormen Herausforderungen für Schüler*innen, Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen einher. Zugleich führte das ‚Homeschooling‘ zu neuen Risik- en der Exklusion, Teilhabeverhinderung und Isolation – insbesondere für diejenigen Schü- ler*innen, die im Alltag hohe Unterstützungsbedarfe haben und ohnehin von Marginali- sierung bedroht sind (vgl. DGfE 2020). In dem Beitrag wird auf der Basis von Interviews mit Schulleitungen der Frage nachgegangen, wie inklusive Grundschulen das Lernen auf Dis- tanz organisieren, wie sie versuchen, Teilhabe zu ermöglichen und Ausschlüsse zu ver- hindern und auf welche Probleme sie dabei stoßen. Dabei zeigt sich, dass sowohl eine relationale Betrachtung von Inklusion und Exklusion (Budde & Hummrich 2015), als auch eine intersektionale Perspektive und die Berücksichtigung verschiedener Differenz- kategorien (vgl. Prengel 2017) analytisch gewinnbringend sind. So wird deutlich, dass Grundschulen zwar versuchen, den Benachteiligungsrisiken durch eine Differenzkategorie (z.B. Behinderung) zu begegnen, dabei aber andere Ungleichheitsfaktoren (z.B. soziales Milieu) aus dem Blick verlieren können. Der zugrunde gelegte Schulkultur-Ansatz (vgl. Helsper 2008) und die dokumentarisch-methodische Auswertung sensibilisieren dafür, dass Grundschulen ein kollektives Inklusionsverständnis herausbilden, das mehr oder weniger intersektional ausgerichtet ist.