Innerhalb des Feldes sozialwissenschaftlicher Analysen von Diskursen ist eine Ausweitung der Ansätze und Forschungsfelder zu beobachten; sowohl die Weise der Aneignung der Diskursanalyse als Forschungsprogramm als auch die methodische Umsetzung unterscheiden sich. In dieser Forschungswerkstatt steht der Zugang der Inklusiven Pädagogik bzw. Disability Studies im Zentrum. Im Rahmen des Werkstattgespräches wird das Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (WDA) nach Keller (2005) diskutiert und Möglichkeiten vorgestellt, es mit weiteren sozialwissenschaftlich-hermeneutischen Verfahren der Analyse subjektiver Perspektiven zur Subjektivierungsanalyse (Pfahl/Traue 2012; Bosancic/Pfahl/Traue 2018) zu erweitern. Keller begründet das Programm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse insbesondere im Rückgriff auf die Arbeiten Foucaults und verknüpft diese innerhalb des interpretativen Paradigmas der Sozialforschung und mit methodologisch-theoretischen Annahmen der Wissenssoziologie. Vor dem Hintergrund kommunikativer Konstruktionen, Stabilisierungen und Transformationen von (Wissens-)Ordnungen – in unterschiedlichen Graden als legitim anerkanntes und objektiviertes Wissen – widmet sich die WDA den Rekonstruktionsprozessen der gesellschaftlichen Diskurspraktiken sowie deren Folgen. Die WDA schließt dabei an neuere sozialwissenschaftliche Entwicklungen der Verbindung von struktur- oder institutionstheoretischen Ansätzen mit handlungstheoretischen Überlegungen an. Die Subjektivierungsanalyse nimmt gezielt die Wirkung von Diskursen auf Subjekte und ihr Handeln in den Blick. Sie verfolgt das Anliegen, die Transformation sozialer, kultureller und technologischer Ordnungen durch subjektgestützte, situierte Praktiken und Techniken zu beschreiben und zu erklären. In praktisch-methodischer Hinsicht werden in Subjektivierungsanalysen mindestens zwei unterschiedliche Datensorten erhoben und interpretiert, die einen unabhängigen Zugang zur Subjektperspektive und zu den sozialen und kulturellen Ordnungen erlauben. In diesem Werkstattgespräch sollen die Grundlagen der wissenssoziologisch-diskursanalytischen Perspektive reflektiert und anhand empirischen Materials erprobt und eingeübt werden. Zudem wird aufgezeigt und diskutiert, wie sich die WDA mit subjektorientierten Forschungsansätzen verknüpfen und zu einer Subjektivierungsanalyse weiterentwickeln lässt. Die Schwerpunktsetzung liegt dabei auf der konkreten forschungspraktischen Anwendung. Dr. Lisa Pfahl leitet und moderiert die Veranstaltung.
Werkstattleitung: Univ.-Prof. Dr. Dora Lisa Pfahl (Leopold-Franzens-Universität Innsbruck)
Dr. Lisa Pfahl ist Professorin für Disability Studies und Inklusive Pädagogik am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind sozial-, kultur- und erziehungswissenschaftlich ausgerichtet und umfassen Fragen nach den Ursachen und Folgen von Behinderung, Benachteiligung und sozialer Ungleichheit, nach der Genese, Legitimität und Machtförmigkeit von Wissen sowie nach Auswirkungen und Folgen von Arbeitsmarkt- und Wissenspolitik für die Bildungskarrieren von Frauen.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Ihre Anmeldung zum Werkstattgespräch richten Sie bitte mit einem kurzen Motivationsschreiben (Bezug zum Thema der Werkstatt und Vorkenntnisse zur Diskursforschung, max. eine A4 Seite) sowie unter Angabe Ihrer Promotionszugehörigkeit bis zum 03. November 2017 an Julia Wiebigke (julia.wiebigke@ifs.uni-hannover.de). Bitte vermerken Sie, ob und ggf. welches Material Sie für die Arbeit an eben diesem einbringen möchten.