Im Zuge einer gegenwärtig breiteren Rezeption kulturwissenschaftlicher und praxistheore-
tischer Zugänge in der schulbezogenen Bildungsforschung wurde in den letzten Jahren
verstärkt auch das Habituskonzept von Bourdieu für die Erforschung und Theoretisierung
des beruflichen Handelns von Lehrer*innen aufgegriffen. Mit der Konzeption sind jedoch
einige begrifflich-theoretische Baustellen zu bearbeiten. Was genau ist eigentlich mit
Lehrer*innenhabitus gemeint? Wie genau entsteht ein solcher Habitus und wie verhält er
sich zum Habitus der sozialen Herkunft? Und ist seine Genese absichtsvoll zu gestalten oder
nicht? Nicht zuletzt stellt sich auch die Frage, wie der Lehrer*innenhabitus empirisch
greifbar wird.
In diesem Werkstattgespräch soll es um diese und ähnliche Fragen gehen. Dabei wird in
Auseinandersetzung mit dem Ansatz von Bourdieu ein Konzept des Lehrer*innenhabitus und
dessen Unterscheidung von einem professionellen Habitus im Zentrum stehen. Einen
zweiten Schwerpunkt bilden dann methodisch-methodologische Überlegungen zur
empirischen Erschließung des Lehrer*innenhabitus. Dabei wird es auch die Möglichkeit
geben, gemeinsam und exemplarisch die Methode der sequenzanalytischen Habitusrekon-
struktion anzuwenden und deren Brauchbarkeit zu überprüfen.
Dozent: Prof. Dr. Rolf-Torsten Kramer ist Professor für Schulpädagogik und Schulforschung
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten
zählt die praxeologisch-rekonstruktive Schul- und Professionsforschung. Er hat u. a. zur
Objektiven Hermeneutik, zur Dokumentarischen Methode, zur narrationsstrukturellen
Analyse, zur Triangulation und zur qualitativen Mehrebenenanalyse gearbeitet.
Eingeladen sind Nachwuchswissenschaftler*innen, die sich vorzugsweise mit dem Konzept
des Lehrer*innenhabitus beschäftigen und/oder an dessen empirischer Erschließung
arbeiten. Im Weiteren kann das Werkstattgespräch aber auch für praxeologische und
habitustheoretische Arbeiten zu anderen pädagogischen Arbeitsfeldern (z. B. soziale Arbeit)
interessant sein. Für empirische Arbeiten besteht die Möglichkeit, Material für die
gemeinsame, exemplarische Anwendung der Methode der sequenzanalytischen Habitus-
rekonstruktion vorzuschlagen. Vorzugsweise sollte das Material (z. B. Auszüge aus Interviews
oder Gruppendiskussionen) thematische Bezüge zum beruflichen (pädagogischen) Handeln
von Lehrpersonen enthalten und insgesamt nicht länger als 1-2 Seiten sein. Die
Teilnehmer*innenzahl ist auf 15 Personen begrenzt.
ANMELDUNGEN zum Werkstattgespräch bitte mit einem kurzen Motivationsschreiben (Ihr
Bezug zum Thema der Werkstatt, Ihre Interessen, max. eine A4 Seite sowie
Materialvorschläge) bis zum 06.09.2019 an k.s.zauner@mailbox.org.
Das Werkstattgespräch wird organisiert von Katji S. Zauner für das Graduiertenkolleg
„Inklusion - Bildung - Schule“ im Zentrum für Inklusionsforschung an der Humboldt-
Universität zu Berlin.